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Schornsteinbau

Schornsteinarten: Unterschiede nach Material und Konstruktion

Simone Blaß
Verfasst von Simone Blaß
Zuletzt aktualisiert: 10. Dezember 2024
Lesedauer: 15 Minuten
© Alexandr Yurtchenko / istockphoto.com

Ein Schornstein ist unverzichtbar für den sicheren und effizienten Betrieb einer Feuerstätte. Er leitet Rauch- und Abgase zuverlässig ab und schützt so die Bewohner vor gesundheitsschädlichen Emissionen. Doch nicht jeder Schornstein passt zu jeder Feuerstätte – die Wahl des richtigen Modells erfordert eine genaue Abstimmung auf die Heizungsart, die baulichen Gegebenheiten und rechtliche Vorgaben. Um die ideale Lösung für Ihre Bedürfnisse zu finden, ist es wichtig, die verschiedenen Konstruktionsarten zu kennen, die Vor- und Nachteile der Materialien zu verstehen und sich über die aktuellen Vorschriften zu informieren.

Alles auf einen Blick:

  • Schornsteine sind ein wichtiger Bestandteil von Feuerstätten, denn sie dienen der Ableitung von Rauch- und Abgasen und sorgen für Sicherheit im Gebäude.
  • Es gibt drei Hauptkonstruktionsarten: einschalige, zweischalige und dreischalige Schornsteine.
  • Schornsteine werden aus Materialien wie Ziegel, Edelstahl, Keramik oder Kunststoff gefertigt, jedes mit spezifischen Vor- und Nachteilen.
  • Die Wahl des Schornsteins hängt von der Heizungsart, den baulichen Gegebenheiten und der gewünschten Effizienz ab.
  • Leichtbauschornsteine sind eine flexible Alternative, besonders bei Nachrüstungen oder Sanierungen.

Welche Funktion hat ein Schornstein?

Ein Schornstein erfüllt mehrere essenzielle Aufgaben: Er leitet Abgase aus der Feuerstätte sicher nach außen ab und verhindert so, dass gefährliche Gase wie Kohlenmonoxid ins Gebäude eindringen. Gleichzeitig sorgt er für die notwendige Zufuhr von Verbrennungsluft, die für den reibungslosen Betrieb des Heizsystems unerlässlich ist. Darüber hinaus trägt ein gut konzipierter Schornstein durch die Minimierung von Abgasverlusten zur Verbesserung der Energieeffizienz bei.

Ein wichtiger Faktor für die Funktionalität eines Schornsteins ist der sogenannte Schornsteinzug, auch als Kaminzug bekannt. Dieser beschreibt den physikalischen Prozess, bei dem Abgase aus dem Kamin durch den Schornstein aufsteigen – und das ganz ohne mechanische Unterstützung. Die zugrunde liegende Physik ist einfach: Warme Abgase haben eine geringere Dichte als die kühlere Umgebungsluft. Dadurch steigen sie im Schornstein nach oben, wodurch ein Unterdruck beziehungsweise Förderdruck im unteren Bereich des Kamins entsteht. Dieser Förderdruck saugt frische Verbrennungsluft an und transportiert die Abgase sicher ins Freie.

Ein optimaler Schornsteinzug gewährleistet, dass keine Abgase in die Wohnräume zurückströmen und die Verbrennung effizient abläuft. Aus diesem Grund müssen Hausbesitzer dafür sorgen, dass der Schornstein nicht zu sehr verschmutzt und eine regelmäßige Schornsteinreinigung durchführen lassen. Besonders bei Feuerstätten mit Festbrennstoffen wie Holz ist ein gut funktionierender Schornstein entscheidend, da hier hohe Temperaturen entstehen und eine zuverlässige Ableitung der Abgase von großer Bedeutung ist.

Welche Konstruktionsarten von Schornsteinen gibt es?

Planen Sie einen Kamin in Ihrem Haus als Heizung zu installieren, müssen Sie sich zudem mit den verschiedenen Schornsteinkonstruktionen auseinandersetzen. Hierbei wird zwischen drei Haupttypen unterscheiden: einschalig, zweischalig und dreischalig. Welche Bauart sich für Sie am besten eignet, hängt dabei von dem Installationsort ab, den verwendenten Brennstoff und ob es sich zum Beispiel um einen raumabhängigen oder raumunabhängigen Kamin handelt. 

einschalige Schornsteine

Ein einschaliger Schornstein besteht aus einer einzigen Schicht, zum Beispiel aus Ziegelstein, die sowohl für den Rauchgasabzug als auch für die Wärmedämmung sorgt. Durch die einfache Bauweise gehört diese Konstruktion zu den günstigen Varianten, die in Innenräumen Anwendung finden, da die Dämmung im Vergleich zu mehrschaligen Varianten begrenzt ist. Typisch ist die Verwendung in älteren Gebäuden oder bei geringen Anforderungen an die Isolierung.

zweischalige Schornsteine 

Zweischalige Schornsteine bestehen aus einem Innenrohr für den Rauchgasabzug und einer äußeren Schale, die häufig aus mineralischen Baustoffe gefertigt ist. Zwischen den beiden Schichten befindet sich eine Wärmedämmung. Diese Bauweise eignet sich sowohl für moderne Heizsysteme als auch für Sanierungen und ist ideal, wenn eine gute Isolierung und Sicherheit erforderlich sind.

dreischalige Schornsteine

Wie der Name bereits vermuten lässt, kommt bei diesem Schornstein zu dem Innenrohr und der Außenhülle eine weiter Schicht dazu. Zwischen dem Rohr und der Hülle befindet sich eine Dämmschicht, wodurch die Konstruktion stärker vor Witterungseinflüssen geschützt ist. Dreischalige Schronsteine eignet sich für Regionen mit extremen Wetterbedingungen, aber auch für moderne Heizsystemen oder Häuser mit hohen Ansprüchen an Isolierung.



Bauweise und Material: Welche Schornsteinarten gibt es?

Bei der Wahl Ihres Schornsteins gilt es nicht nur die Konstruktionsweise zu berücksichtigen, sondern auch die Art in Hinsicht auf das Material. Die Materialwahl, der Ofen und der verwendete Brennstoff haben Einfluss auf die Haltbarkeit des Schornsteins und den Aufwand bei der Kaminofenwartung. Für einen Schornstein kommen folgende Baustoffe in Frage: 

  • Ziegelstein 
  • Edelstahl 
  • Keramik 
  • Kunststoff 

gemauerter Schornstein

Ein gemauerter Schornstein besteht aus feuerfesten Materialien wie Ziegeln oder Beton, durch die er an Stabilität und Langlebigkeit gewinnt. Hinzu kommt die sehr gute Wärmespeicherung, wodurch der Wirkungsgrad Ihres Heizsystems steigen kann. Allerdings ist der Bau eines gemauerten Schornsteins aufwändig und kostenintensiv, insbesondere wenn er nachträglich mit einer effizienten Innenauskleidung ausgestattet werden muss, wie es bei modernen Heizsystemen der Fall ist. Optisch überzeugt ein gemauerter Schornstein durch sein klassisches Aussehen.

Edelstahlschornstein

Edelstahlschornsteine zeichnen sich durch Leichtigkeit, Korrosionsbeständigkeit und eine hohe Hitzetoleranz aus. Sie können flexibel in verschiedenen Bauweisen eingesetzt werden, etwa zur Sanierung bestehender Schornsteine oder als doppelwandige Variante mit integrierter Wärmedämmung für Außeninstallationen. Edelstahl ist unempfindlich gegenüber Feuchtigkeit und chemischen Einflüssen, was ihn ideal für moderne Heizsysteme macht. Ein Edelstahlschornstein überzeugt durch seinen einfache und schnellen Aufbau.

Keramikschornstein

Keramikschornsteine sind bekannt für ihre Beständigkeit gegenüber hohen Temperaturen und aggressiven Abgasen. Zum Einsatz kommen spezielle hitzebeständige sowie rußbrandbeständige Keramikrohre, die meist in einem Mantel aus Beton verbaut sind. Ein großer Pluspunkt ist der geringe Wartungsafuwand, da Keramik sowohl feuchtigkeitsresistent als auch beständig gegen Korrison und Versottung ist. Zudem bietet diese Schornsteinart eine hervorragende Dämmung, da Keramik die Wärme nur langsam leitet. Diese Eigenschaften machen Keramikschornsteine ideal für den Einsatz in modernen Heizsystemen, insbesondere in Kombination mit Brennwerttechnik.

Kunststoffschornstein

Ein Kunststoffschornstein besteht aus widerstandsfähigen Hochleistungskunststoffen wie Polypropylen (PP) oder Polyvinylchlorid (PVC), die speziell für den Einsatz bei niedrigen Abgastemperaturen entwickelt wurden. Durch ihr geringes Eigengewicht und ihre Flexibilität wird die Installation nicht nur einfach, sondern fällt vergleichsweise auch kostengünstig aus. Kunststoffschronsteine sind resistent gegen Feuchtigkeit und chemische Einflüsse. Allerdings sind sie nicht hitzebeständig und können daher nicht für Systeme mit hohen Abgastemperaturen, wie etwa Holz- oder Kohleöfen, eingesetzt werden. Ihre begrenzte Robustheit und Lebensdauer machen Kunststoffschornsteine zu einer Speziallösung für moderne Niedrigtemperatur-Heizsysteme.

Was bedeutet Versottung?
Versottung beschreibt die Schädigung des Schornsteins durch Feuchtigkeit und aggressive Säuren aus den Abgasen. Sie entsteht, wenn Abgase im Schornstein kondensieren und dabei Schadstoffe wie Schwefel oder Teer in die Schornsteinwände eindringen. Typische Anzeichen sind braune Flecken, unangenehme Gerüche und eine poröse Bausubstanz. Versottung kann die Lebensdauer des Schornsteins erheblich verkürzen und erfordert oft eine kostspielige Sanierung. Kermaik und Edelstahl beugen Versottung besonders gut vor.

Schornsteinearten im Vergleich

SchornsteinartVorteileNachteileEinsatzgeeignetes Heizsystem
gemauerter Schornstein
  • sehr robust
  • langlebig
  • gute Wärmespeicherung
  • anpassbar
  • hohe Bau- und Materialkosten
  • aufwendiger Aufbau
  • nicht ideal für moderne Heizsysteme ohne Innenauskleidung
  • Altbauten
  • traditionelle Neubauten
  • konventionelle Systeme (zum Beispiel Holzöfen)
  • mit Innenauskleidung auch für Brennwerttechnik
Edelstahlschornstein
  • einfach und schnell zu montieren
  • korrosionsbeständig
  • langlebig
  • flexibel für Innen- und Außenbereiche
  • Wärmeisolierung bei einwandigen Systemen begrenzt
  • ohne Verkleidung weniger optisch anpassbar
  • Sanierungen
  • Nachrüstungen
  • Neubauten
  • Holz- und Pelletöfen
  • Brennwertgeräte
  • Kaminöfen
Keramikschornstein
  • extrem langlebig
  • wartungsarm
  • beständig gegen Feuchtigkeit und aggressive Abgase
  • hervorragende Wärmedämmung
  • rußbrandbeständig
  • höhere Anschaffungskosten
  • komplexerer Einbau
  • Neubauten
  • Modernisierungen
  • Brennwerttechnik
  • Festbrennstoffe
  • Gas- und Ölheizungen
Kunststoffschornstein
  • kostengünstig
  • leicht
  • einfach zu installieren
  • Feuchtigkeitsresistenz
  • nicht hitzebeständig
  • nur für Niedrigtemperatur-Abgase geeignet
  • geringere Langlebigkeit und Robustheit
  • moderne Heizsysteme mit niedrigen Abgastemperaturen
  • Gas-Brennwertgeräte
  • Heizsysteme mit Niedertemperaturbetrieb

Was ist ein Leichtbauschornstein?

Suchen Sie nach einem gering gewichtigen Schornstein, der sich einfach montieren lässt, kann ein sogenannter Leichtbauschornstein die richtige Wahl sein. In der Regel besteht er aus mehreren Schichten mit einem Rohr aus Edelstahl als Kern. Die Außenhülle wird aus einem leichten Material wie Calciumsilikatplatten gefertigt. Leichtbauschornsteine eignen sich besonders dann, wenn es um die Nachrüstung und Sanierung von Gebäuden geht, da es keine massiven statischen Anpassungen braucht um sie zu installieren. Auch wenn die Dachlast begrenzt ist, der Platz für einen herkömmlichen Schornstein fehlt oder Sie nach einer schnellen und einfachen Installationsmöglichkeit suchen,  ist ein solcher Schornstein die ideale Alternative. 

Worin liegt der Unterschied zwischen einem raumluftabhängigen und raumluftunabhängigen Schornstein?

Ein raumluftabhängiger Schornstein nutzt die Luft aus dem Raum, in dem sich die Feuerstätte befindet, als Verbrennungsluft. Dabei fungiert der Schornstein als ein System mit zwei Strömen: Die Raumluft wird angesaugt, während die Rauchgase durch den Schornstein nach außen geleitet werden. Da hier der Luftdruck im Raum eine entscheidende Rolle spielt, sind Sicherheitsvorkehrungen wie Luftdruckwächter erforderlich, um einen sicheren Betrieb zu gewährleisten.

Ein raumluftunabhängiger Schornstein hingegen bezieht die Verbrennungsluft direkt von außen. Die Außenluft wird über einen Kanal zwischen der Außenschale und dem inneren Schornsteinrohr nach unten zur Verbrennungskammer geleitet. Gleichzeitig steigen die bei der Verbrennung entstehenden Abgase durch das innere Rohr nach oben ab. Diese Konstruktion ermöglicht eine Vorwärmung der zugeführten Außenluft durch die aufsteigenden Abgase, was die Energieeffizienz steigert. Raumluftunabhängige Systeme sind besonders in modernen, gut gedämmten Gebäuden sinnvoll, da sie die Raumluft nicht belasten und für eine optimale Energieausnutzung sorgen.

GUT ZU WISSEN:
Ein Fertigteilschornstein ist eine zeitsparende und unkomplizierte Lösung für die Schornsteininstallation. Er wird in vorgefertigten Elementen geliefert, die vor Ort lediglich nach dem Baukastenprinzip zusammengefügt werden müssen. Typischerweise handelt es sich bei Fertigteilschornsteinen um ein dreischaliges Modell, das durch seine Bauweise sowohl die Montagezeit als auch die Kosten deutlich reduziert – im Vergleich zur aufwendigeren gemauerten Varianten.

Welcher Schornstein ist für welche Heizungsart geeignet?

Die Wahl des passenden Schornsteins hängt maßgeblich von der Heizungsart ab, da unterschiedliche Brennstoffe und Abgastemperaturen jeweils spezielle Anforderungen an das Material und die Bauweise stellen:

  • Festbrennstoffe (Holz, Kohle, Pellets): gemauerte oder keramische Schornsteine sowie Edelstahlschonrstein
  • Gasheizungen: Kunststoff- oder Edelstahlschornsteine
  • Ölheizungen: Edelstahl, vorzugsweise zweischalig

Welche Wartung ist bei verschiedenen Schornsteinarten erforderlich? 

Eine regelmäßige Wartung ist essenziell, um die Sicherheit und Effizienz Ihres Schornsteins zu gewährleisten. Je nach Material und Bauart gibt es spezifische Anforderungen:

  • gemauerte Schornsteine: Die Mörtelfugen sollten auf Stabilität überprüft und der Rauchabzug von einem Schornsteinfeger gründlich gereinigt werden. Auch das Mauerwerk muss regelmäßig auf Risse kontrolliert werden, um Schäden rechtzeitig zu erkennen.
  • Edelstahlschornsteine: Bei Edelstahlschornsteinen ist eine regelmäßige Inspektion des Innenrohrs erforderlich. Gleichzeitig sollten Befestigungspunkte und Dichtungen auf ihre Funktionsfähigkeit geprüft werden, um mögliche Undichtigkeiten zu vermeiden.
  • Keramik- oder Schamotteschornsteine: Neben der Reinigung durch einen Schornsteinfeger ist es wichtig, auf Anzeichen von Rissen oder lockeren Bauteilen zu achten, die die Sicherheit beeinträchtigen könnten. In der Regel übernimmt das der Profi ebenfalls.
  • Leichtbauschornsteine: Die Isolierung sowie die Dichtungen sind hier regelmäßig zu kontrollieren. Auch die Außenschale sollte auf mechanische Schäden oder Witterungseinflüsse untersucht werden, um eine dauerhafte Funktion zu gewährleisten.
  • einwandige oder doppelwandige Abgassysteme: Kondensatbildung stellt ein häufiges Problem bei diesen Schornsteinen dar, daher sollte das Abgassystem regelmäßig überprüft werden. Zudem ist auch die Entfernung von Feinstaubablagerungen notwendig.
  • Kunststoffschornsteine: Hier steht die Reinigung im Vordergrund, begleitet von einer Kontrolle des Materials auf Verschleißerscheinungen.

Was unterscheidet einen Schornstein für Festbrennstoffe von einem für Gasheizungen?

Schornsteine für Festbrennstoffe sind Abgassysteme, die auf hohe Temperaturen von bis zu 400 Grad Celsius, Rußbildung und größere Abgasmengen ausgelegt sind. Sie bestehen aus besonders hitzebeständigen Materialien. Im Gegensatz dazu sind Schornsteine für Gasheizungen auf den feuchten Betrieb optimiert, nutzen korrosionsbeständige Materialien wie Edelstahl oder Ziegel und haben kleinere Querschnitte. 

Gasheizungen arbeiten mit niedrigeren Abgastemperaturen (oft unter 200 Grad Celsius). Daher können leichtere Materialien wie Edelstahl oder Kunststoff verwendet werden. Diese müssen jedoch korrosionsbeständig sein, da Gasheizungen feuchte Abgase erzeugen, die Kondensat bilden können. Das hat auch Auswirkungen auf den Schornstein, denn dieser muss darauf ausgelegt sein, anfallendes Kondensat abzuleiten, ohne dass die Materialien Schaden nehmen. Zudem wird oft ein Luft-Abgas-System (LAS) eingesetzt, das gleichzeitig Frischluft für die Verbrennung zuführt. Dies macht die Heizsysteme effizienter und umweltfreundlicher. Dafür kann der Schornstein kleiner ausfallen, womit die Möglichkeit besteht, Geld zu sparen.

Welche Unterschiede gibt es bei Schornsteinen für Einfamilienhäuser, Mehrfamilienhäuser und Industriegebäude?

Die Anforderungen an Schornsteine variieren erheblich je nach Art des Gebäudes, da Faktoren wie Heizbedarf, Abgasvolumen, Betriebssicherheit und bauliche Gegebenheiten stark voneinander abweichen.

  • Einfamilienhäuser: Schornsteine in Einfamilienhäusern sind in der Regel auf die Abgasmengen einer einzelnen Heizanlage ausgelegt, wie etwa einer Gasheizung, einem Kaminofen oder einer Pelletheizung. Der Schacht hat dabei häufig kleinere Durchmesser, da das Abgasvolumen überschaubar ist. Er besteht aus Materialien wie Edelstahl oder Schamott, die den jeweiligen Anforderungen des Heizsystems entsprechen. Zudem liegt der Fokus auf einer ästhetischen Integration in die Architektur, beispielsweise durch Verblendungen oder moderne Edelstahlschornsteine. Bei der Planung wird auch berücksichtigt, dass die Betriebskosten gering bleiben und der Schornstein einfach gewartet werden kann.
  • Mehrfamilienhäuser: In Mehrfamilienhäusern muss ein Schornstein größere Abgasmengen bewältigen, da oft mehrere Wohnungen durch eine zentrale Heizungsanlage oder mehrere Heizquellen versorgt werden. Hier werden größere Durchmesser benötigt, um die Abgase effizient abzuleiten. Häufig kommen Systeme mit Mehrfachbelegung zum Einsatz, bei denen mehrere Abgasrohre innerhalb eines Schornsteinsystems parallel laufen. Diese Systeme sind so konzipiert, dass Rückstau oder Vermischungen der Abgase verhindert werden. Zudem wird auf höhere Anforderungen an Schallschutz und Brandsicherheit geachtet, da die Nähe zu Wohnräumen dies erfordert. Moderne Systeme arbeiten oft mit Luft-Abgas-Systemen (LAS), die Frischluft und Abgase gleichzeitig leiten.
  • Industriegebäude: In der Industrie unterscheiden sich Schornsteine durch ihre Größe, Materialanforderungen und die Komplexität der Technik deutlich von denen in Wohngebäuden. Sie müssen extrem hohe Abgasmengen und -temperaturen bewältigen, die bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe, Prozesswärme oder chemische Reaktionen entstehen. Die Materialien müssen korrosionsbeständig, hitzeresistent und langlebig sein, da die Belastung durch aggressive Abgase oft erheblich ist. In vielen Fällen werden Schornsteine aus robustem Edelstahl oder Speziallegierungen gefertigt und können bis zu mehreren Metern Durchmesser aufweisen. Zusätzlich müssen industrielle Schornsteine strenge Umweltauflagen erfüllen, beispielsweise durch den Einbau von Filtern und Abgasreinigungssystemen, um Schadstoffe wie Feinstaub, Schwefeldioxid oder Stickoxide zu minimieren. Aufgrund der Höhe, die oft erforderlich ist, um Abgase sicher abzuleiten, erfordert die Konstruktion eines solchen Schornsteins auch spezielle statische Berechnungen und Windlastprüfungen.

Diese 5 Dinge sollten Sie beachten

  1. Dimensionierung: Achten Sie darauf, dass der Schornstein passend zur Heizleistung und dem Abgasanfall dimensioniert ist. Ein zu kleiner Durchmesser führt zu Abgasrückstau, ein zu großer beeinträchtigt den Zug und die Effizienz.
  2. baurechtlichen Vorgaben: Beachten Sie die gültigen Vorschriften, wie die Bundes-Immissionsschutzverordnung (BImSchV) bezüglich Emissionsgrenzwerten. Diese rechtlichen Rahmenbedingungen beeinflussen Höhe, Platzierung und Ausstattung des Schornsteins.
  3. Wartungsfreundlichkeit: Planen Sie den Schornstein so, dass er leicht zugänglich ist und regelmäßig gereinigt und überprüft werden kann. Dies erhöht die Sicherheit und verlängert die Lebensdauer. Achten Sie zudem darauf, dass Ihr Schornstein einen Reinigungsschacht besitzt, um die spätere Schornsteinreinigung zu erleichtern.
  4. Schallschutz: Integrierte Schallschutzmaßnahmen sind wichtig, um Geräusche durch Abgase oder Heizsysteme zu minimieren und den Wohnkomfort zu gewährleisten.
  5. Fachberatung: Vor dem Kauf eines Schornsteins ist eine professionelle Beratung unverzichtbar. Ihr Schornsteinfeger steht Ihnen hierbei als kompetenter Ansprechpartner zur Seite. Er informiert Sie über die gesetzlichen Vorgaben und hilft Ihnen, das passende Schornsteinsystem für Ihr Haus und Ihren Kamin auszuwählen.


Fazit

Die Wahl des passenden Schornsteins ist ein zentraler Faktor für die Sicherheit, Effizienz und Langlebigkeit Ihrer Heizungsanlage. Ob gemauert, aus Edelstahl, Keramik oder Kunststoff – jedes Material bietet spezifische Vorteile und sollte sorgfältig auf die jeweilige Heizung abgestimmt werden. Auch ein nachträglicher Einbau, beispielsweise mit einem Leichtbauschornstein, ist problemlos möglich und bietet Flexibilität bei Renovierungen oder Nachrüstungen. Vor dem Kauf ist es essenziell, sich über die aktuellen Bauvorschriften und Wartungsanforderungen zu informieren. So stellen Sie sicher, dass Ihr Schornsteinsystem sowohl technisch einwandfrei als auch rechtlich konform ist. Mit der richtigen Planung schaffen Sie eine nachhaltige und effiziente Lösung, die nicht nur Ihre Heizkosten, sondern auch die Umweltbelastung reduziert.

Schornsteinarten: Häufig gestellte Fragen

Welche Innovationen gibt es bei Schornsteinen zur Verbesserung der Luftqualität?

Moderne Schornsteinsysteme sind mit Filtern oder Partikelabscheidern ausgestattet, die Schadstoffe wie Feinstaub und Ruß effektiv reduzieren.

Kann ich einen Schornstein nachträglich einbauen?

Möchten Sie einen Ofen oder Kamin nachrüsten, können Sie auch einen Schornstein nachträglich montieren. Hierbei eignen sich besonders Edelstahl- und Leichtbauschornsteine. 

Kann ein Schornstein für mehrere Heizsysteme gleichzeitig genutzt werden?

Grundsätzlich ja, jedoch müssen die Abgase der Heizsysteme strikt getrennt werden, um die gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen.

Kann ein Schornstein in ein Smart-Home-System integriert werden?

Ja, moderne Schornsteine können Abgaswerte überwachen und lassen sich in Smart-Home-Systeme einbinden. So wird etwa das Nachlegen von Brennstoff signalisiert oder das Kaminfeuer per App gesteuert.

Wie wirkt sich die Verwendung von feuchten Brennstoffen auf den Schornstein aus?

Feuchte Brennstoffe fördern Kondensatbildung, was zu Ruß, Säuren und Schäden an der Schornstein-Innenauskleidung führt.

Was sind häufige Probleme bei der Nutzung von Schornsteinen in hohen Gebäuden?

Hohe Schornsteine erzeugen oft zu starken Zug („Überzug“), was die Verbrennung ineffizient macht. Rauchgasbremsen oder Drosselklappen können Abhilfe schaffen, während spezielle Wartungslösungen den Zugang erleichtern.

Über unsere*n Autor*in
Simone Blaß
Simone studierte Germanistik, Psychologie und Soziologie und absolvierte danach ein Volontariat bei einem lokalen Fernsehsender. Nach Zwischenstationen beim Radio und in einer PR-Agentur arbeitete sie viele Jahre als freiberufliche Redakteurin für Online-Portale und Agenturen.